Der Überfluss und das große Angebot an Produkten haben in den letzten 30 Jahren immer mehr Menschen in die komfortable Lage versetzt, ihreEssentscheidungen ganz individuell, unabhängig von familiären und sozialen Traditionen und Bräuchen zu treffen. Sie wählen ihr Essen zunehmendgemäß ihrem Lebensstilaus, also danach, wie sie die Welt und wie sie sich selbst in der Welt sehen. Der Soziologe Günther Hirschfelder ist sogar davon überzeugt, dassErnährungsstilezunehmend an die Stelle vonLebensstilentreten. Was dem Motto „Du bist, was du isst“ oder – heute angesichts zahlreicher, bestimmte Lebensmittel ausschließender Essstile (vegan, gluten- oder laktosefrei, paleo etc.) noch präziser – „Du bist, was du nicht isst“ erst wirklich Bedeutung verleiht.
Auch in der Krise bleibt das Essverhalten Ausdruck der eigenen Werte und daher erhalten, es spitzt sich eher noch etwas zu, sofern man nicht mit finanziellen Nöten konfrontiert ist. Natürlich kann man den Lebensstil im Moment fast nur virtuell – durch Social-Media-Kanäle – nach außen tragen.